Samstag, 1. Oktober 2011

We have Wi-Fi - Tag 1

Was erwartet einen im Irak? Ölfelder, Kamele, Vorurteile? Heute beginnt unser Trip am Münchner Flughafen. Die Mission: Fahrt nach Erbil und spielt auf einem kurdisch-deutschen Fest. Mit dabei: Ein allgäuer Alphorn Sextett. Der kollektiv weißbiergeschwängerte Atem der Alphornsektion fordert auch gleich eine Kolaboration ein. Wir einigen uns auf "Sie ist in mich verliebt".

Ein langatmiger Spielfilm macht den Flug zu einer Zerreissprobe für die Nerven. Am Ende stirbt Richard Geere in einer Schlammlawine und wir setzen zur Landung an. Unter uns brennende Ölfelder. Es ist stockfinster. Die Einöde leuchtet in fahlem Orange. Es könnte auch der Mars sein. Die Turbinen wirbeln den Staub vergangener Zivilisationen auf. Hier. Im Schoß. Der Menschheit. Am Busen. Der. Zivilisation. Ohne scheiß: Erbil ist die älteste Stadt der Welt. Aber der Flughafen sieht aus als wär er letzte Woche erbaut worden. Ich glaube sie haben ihn noch nichtmal richtig ausgepackt.

In der Empfangshalle erwartet uns Siggi, unser Gastgeber. Er ist seit 21 Jahren im Irak. Saddam Hussein hatte ein Kopfgeld von einer Million Dollar auf ihn ausgesetzt und er hat bereits sieben Anschläge überlebt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, er quetscht sich zu Weihnachten rot gekleidet durch Schornsteine. Der gute Mann ist mindestens so breit wie hoch.

Es riecht hier ständig als hätte es gerade geregnet. Dabei ist der letzte Regen Wochen her. Wir heizen durch die schwüle Nacht in unser Hotel. Türkische Architektur at its best. Die Geschmacklosigkeit dieses Betonklotzes wird nur noch von dem unsäglichen Foyer übertroffen. Verchromte Geländer wie aus einem Klingonenschlachtschiff paaren sich hier harmonisch mit blinkenden LED Spots die das große in den Boden gestampfte Wi-Fi Symbol erleuchten. Jeder der einen Mac hat kennt die Signalstärkeanzeige für das Wlan. Aber nur wer nach Erbil kommt weiß wie sie in Marmor aussieht. Ja, dieses Hotel hat freies Wlan und es ist stolz darauf!